Freiraumplanung: TGP Landschaftsarchitekten, Lübeck
Städtebauliche Leitidee u. Einbindung in die Umgebung
Im Sinne der Aufgabenstellung erhält der Süden der Heider Innenstadt ein neues Stadtentreé in Form eines großzügigen Stadtraumes mit quadratischem Platz in roten Ziegel und Natursteinbelägen und drei Grünflächen mit Bäumen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird vorgeschlagen, den stark befahrenen Verkehrsknotenpunkt zu entflechten, indem die Hafenstraße in Richtung Osten zur Einbahnstraße umgewidmet wird.
Auf diese Weise entsteht mehr Raum und Fläche für den Fuß- und Radverkehr gleichzeitig wird der MIV im Einmündungsbereich der Süderstraße auf ein Minimum reduziert.
Es wird vorgeschlagen, das Bestandsgebäude zurückzubauen und den Neubau des Bäckereishops so zu platzieren, dass sich eine großzügige Freifläche mit angemessenem Abstand zu der Hauptverkehrsstraße abbildet. Zusammen mit den vorhandenen Raumkanten im Norden und Osten entsteht so eine nahezu quadratische Platzfläche von 35 x 35 m mit erhöhter Verweilqualität.
Der Neubau wird zusammen mit dem Nebengebäude als für den Ort typisches Giebelhaus konzipiert und ergänzt so die vorhandene kleinteilige Gebäudestruktur entlang der Meldorfer Straße und der Mühlenstraße.
Es wird empfohlen, das dreigeschossige Gebäude im Norden des Platzes mit drei Giebeln zu überformen, um so eine harmonische städtebauliche Gesamtsituation zu erreichen.
Indem die Hafenstraße zur Richtungsstraße umgeformt wird, reduziert sich der Verkehr und die dafür erforderlichen Bewegungsflächen an dem Knotenpunkt Mühlenstraße/ Meldorfer Straße. Zur Entlastung der des neuen Stadtplatzes wird eine Umgehung des Knotens über das östlichen Gelände des Supermarktes „Marktkauf“ und des „Koopmannshofes“ vorgeschlagen. Da seit längerer Zeit große Flächen des einstigen Vollsortimenters leer stehen, können im Westen des Marktkaufgeländes Freiflächen zugunsten von kleinen Einzelhandelsflächen sowie Flächen für gastronomische Nutzungen neu geschaffen werden, wodurch das gesamte südliche Stadtquartier neu belebt würde. Durch die Verlängerung der Fußgängerzone der Süderstraße in dieses Gebiet würde der Supermarkt „Marktkauf“ zusätzlich gestärkt und aufgewertet.
Auf der Obergeschossfläche des Marktes wird vorgeschlagen, eine vielfältige Nutzungslandschaft aus Freizeit- und Spielflächen in Kombination mit „urban farming“ und beispielsweise einer Kindertagesbetreuung einzurichten. Insgesamt stellt diese städtebauliche Transformation eine Wiederbelebung eines von Verkehr und Stellplatzflächen zerstörten Stadtquartiers dar und wäre in der Lage, die Heider Innenstadt wieder nachhaltig aufzuwerten.
Freiflächenkonzept
Analog zu den befestigten Flächen rund um das Bürgerhaus und im Verlauf der Hafenstraße und der Süderstraße werden die neuen Beläge sinnfällig ergänzt. Hierbei bildet das rotgraue Großpflaster Passé den Straßenbelag der Haupterschließungsstraße, während die roten Klinkerflächen Rad-und Fußwege markieren und - in hockkantiger Verlegung - auch die in der Geschwindigkeit deutlich herabgesetzte Hafenstraße.
Auf dem neuen Stadtentreé wird der Straßenbelag zu einer quadratischen Platzfläche wie in einer Intarsie aufgeweitet, die Fahrbahn wird durch quadratische Granitquader markiert und gegen ein Überfahren gesichert.
Beim Überfahren des neuen Stadtplatzes wird der motorisierte Mischverkehr (MIV) auf eine Geschwindigkeit von maximal 30 km/h gedrosselt.
Eingebettet in diese intarsienhafte eingelassene Platzfläche entstehen drei Grünflächen mit großen Laubbäumen, umgeben von Bodendeckern, Gräsern und Bänken. Auf diese Weise entsteht eine deutliche Aufwertung dieses neuen Stadtraumes, gleichzeitig wird dem durchfahrenden MIV deutlich suggeriert, die Geschwindigkeit anzupassen und sich den anderen Verkehrsteilnehmer unterzuordnen.
Die Süderstraße wird über die Hafenstraße in Form einer Fußgängerfreundlichen Geschäftsstraße in Richtung Süden verlängert. Östlich angeordnete satteldachförmige Gebäude – teilweise auch aus Gewächshaus ähnlichen Konstruktionen - ergänzen die Einkaufsmöglichkeiten des Supermarktes „Marktkauf“ und sorgen zusammen mit dazu parallel gepflanzten Alleebäumen für eine sinnliches Einkaufs- Bummelerlebnis bei hoher Verweilqualität.
Erschließung /Entwässerung /ruhender Verkehr (Trennung von privat / öffentlich)
Mit dem Neubau des Bäckereihauptgebäudes nimmt der Platz erst seine quadratische Gestalt an.
Somit fließen öffentliche und private Flächen über die neue Platzgestaltung ineinander über. Durch das Enfernen der Abbiegespuren in die Hafenstraße entstehen viel Raum und Fläche für den Fuß- und Radverkehr. Der MIV wird genötigt einen quadratischen Platz zu überfahren, der von einem großzügigen Rahmen aus Klinkern umsäumt wird. Diese Neuordnung ermöglicht den Wegfall der Lichtsignalanlage und trägt stark zur Beruhigung des Verkehrs bei.
Die Erschließung der Stellplätze für die Bäckerei erfolgt in gewohnter Weise über die Kleine Straße auf der rückwärtigen Seite des Neubaus. Die Erschließung der Flächen des Supermarktes „Marktkauf“ und des „Koopmannshofes“ erfolgt über einen Abzweiger an der Meldorferstraße und der vorhandenen Zufahrt von der „Neuen Anlage“. Hier schlagen die Verfasser eine öffentliche Straße vor, um den neuen Stadtraum am bisherigen Knotenpunkt Meldorfer Straße Mühlenstraße zu entlasten.
Die fußläufige Verbindung der Süderstraße mit den Flächen westlich des Supermarktes „Marktkauf“
sorgt für eine bisher nie erreichte, gefahrenfreie Verbindung des Heider Zentrums mit den südlichen Einzelhandelsflächen rund um den Supermarkt „Marktkauf“.
Das kaum genutzte, großzügige Untergeschoss des Supermarktes dient als Ausgleichsfläche für den ruhenden Verkehr. Gleichzeitig wird vorgeschlagen auf den Stellplatzflächen des Koopmannshofs eine zwei- bis dreigeschossige Stellplatzanlage in einfacher Bauweise zu errichten.
Erläuterungstext Hochbaulicher Realisierungsteil
Gebäudeorganisation
Die beiden Neubauten der Mühlenbäckerei greifen das Thema der umgebenden Gebäude mit Satteldachformen auf und ergänzen dabei das Ensemble der bestehenden Bäckereigebäude sowie der Gebäude entlang der Meldorfer Straße.
Das Hauptgebäude bildet mit seiner östlichen Außenkante den Rahmen des neuen quadratischen Stadtplatzes ohne dabei aufdringlich zu erscheinen. Die Erschließung erfolgt über den neuen Stadtraum an der östlichen Fassade, wodurch die Bäckerei zu einem neuen Anziehungspunkt mit großzügigem Vorplatz wird.
Neben den großzügigen Verkaufsflächen, eröffnet der Neubau die Möglichkeit, in Teilen auch als Cafe genutzt zu werden.
Besonders die Freiflächen laden ein für ein Frühstück unter freiem Himmel.
Die Nebenräume befinden sich in einem eigenständigen Gebäude, das um 90 Grad gedreht zu dem Hauptgebäude errichtet wird. Verkaufsraum und Nebenräume sind sinnfällig über eine eingeschossige Fuge miteinander verbunden. Der rückwärtige dreieckige Platz ermöglich den Kunden das Kurzparken zum Kauf den köstlichen Brotwaren des Mühlenbäckers. Die Vertikalerschließung der Obergeschosse beider Häuser befindet sich jeweils an den rückwärtigen Giebelflächen.
In den Obergeschossen finden sich im Hauptgebäude eine großzügige Bürofläche mit Blickbeziehung über den neuen Stadtplatz und im Nebengebäude eine Wohnung mit Loggia in den ruhigen, nach Süden gerichteten Innenhof.
Fassade und Konstruktion
Die beiden Neubauten werden in Massivbauweise mit äußerer Ziegelfassade in zwei verschiedenen Farbgebungen und gleichfarbiger Dachziegelstruktur vorgeschlagen.
Die Geschossdecken und Treppenanlagen sind dabei jeweils in Stahlbetonbauweise vorgesehen während die Dachkonstruktionen als hochwärmegedämmte, moderne Holzkonstruktionen konzipiert werden.
Die Ostfassade überragt im Obergeschoss die verglaste Fassade des Verkaufsraumes um 1,20 m und dient auf diese Weise als Wetterschutz für die zahlreichen Besucher, die insbesondere an den Wochenenden in längeren Warteschlangen stehen, um in den Genuss der Backwaren zu gelangen.
Die Metall- Glasfassade kann in der warmen Jahreszeit bei Bedarf aufgefaltet werden, wodurch Platz und Verkaufsraum miteinander verschmelzen.
Die Fensterflächen in den Obergeschossen erhalten nach Osten Süden und Westen Raffstoreanlagen als Sonnenschutz.
Gebäudetechnik, Nachhaltigkeit
Grundlage des Enegergiekonzeptes bildet eine hoch wärmegedämmt Gebäudehülle, wodurch grundsätzlich Transmissionswärmeverluste vermieden werden.
Außenliegender Sonnenschutz in Form von Raffstoreanlagen wird an den Süd- und Westfassaden vorgesehen, um einen überschüssigen Wärmeeintrag in das Gebäude zu vermeiden.
Aufgrund der Gebäudegeometrie werden alle Bereiche durchgehend ausreichend mit Tageslicht versorgt, und können gleichzeitig hinlänglich über Fenster belüftet werden.
Im Sinne des neu eingeführten GEG kann der Primärenergiebedarf zusätzlich um bis zu 15% gesenkt werden, in dem ein etwa 30 qm PV- Anlage (ca. 30 kW/p), die dauerhaft erforderliche Stromversorgung unterstützt. Ein zusätzlicher Batteriespeicher ermöglicht es, den Strom durchgehend nuztbar zu machen.
Gleichzeitig soll untersucht werden inwieweit die Wärmelast der Backautomaten zusätzlich für die Brauchwassererwärmung nutzbar gemacht werden kann.
Es wird angestrebt, auf fossile Wärmeerzeugung gänzlich zu verzichten.
Die künstliche Beleuchtung in den Büro- und Nebenräumenräumen erfolgt über LED- Lichtquellen in Kombination mit Präsenzmeldern.